Sportentwicklung: Schwimmen lernen
Schwimmen lernt das Kind über vier Ausbildungsstufen, die wir hier kurz darstellen möchten.
Das Eintauchen in den Bewegungsraum Wasser ist wie der Eintritt in eine neue Welt. Der Auftrieb macht unseren Körper leicht, sorgt aber auch dafür, dass wir weniger den festen Boden unter uns spüren. Den Widerstand, den das Wasser dem Körper entgegen setzt, sorgt dafür, dass das gewohnte Fortbewegen (Gehen, Rennen, …) anstrengender wird und die gute Leitfähigkeit des Wassers entzieht dem Körper dem Körper dringend selbst benötigte Wärmeenergie. Es gibt also viele Gründe, weshalb Kinder (und Erwachsene) am Anfang der Schwimmausbildung eine Wassergewöhnung benötigen.
Sind sie an die Eigenschaften und Wirkungen des Wassers auf den Körper gewöhnt, haben sie die erste Stufe des Ausbildungsziels erreicht.
Auf der zweiten Stufe lernen sie die sieben Grundfertigkeiten kennen, die sie später beim Schwimmen im Wasser benötigen.
Da ist das Atmen, mit und gegen den Wasserdruck und ins Wasser. Also üben wir mit ihnen zuerst das Gesicht, dazu gehören Mund und Nase, dann mit dem ganzen Körper ins Wasser ein- und abzutauchen.
Beim Tauchen lassen üben wir auf Dauer die Augen offen zu lassen, die Schwimmer sollen ja sehen, wie es unter Wasser aussieht, ob ihnen jemand entgegenkommt oder sie auf etwas wie die Beckenwand zu schwimmen.
Irgendwie müssen alle ins Wasser kommen und an der Treppe gibt das ein großes Gedränge. Außerdem macht ein Sprung ins Nass ohne hin am meisten Spaß. Dabei achten unsere Trainer auf ausreichende Wassertiefe und darauf, dass niemand anderes in der Landezone schwimmt.
Schließlich sollen die Kinder lernen, wie sie ihre Körperlage im Wasser oder ihre Bewegungsrichtung verändern können. Sie lernen deshalb das Drehen und Rollen um alle Achsen, die unser Körper und die Physik so kennen. Drehen können wir uns um die Körperlängsachse –vom Bauch auf den Rücken und wieder auf den Bauch – und um die Diagonale, so wie ein Zeiger an der Uhr. Außerdem erfahren sie, wie sie sich um die Querachse rollen können, so wie beim Purzelbaum auf der Turnmatte nur ohne die Matte. Und dann müssen sie noch das Gleiten und Antreiben erlernen, denn immer nur an der gleichen Stelle zu spielen ist langweilig und gegen das Wasser zu laufen … das hatten wir ja schon in der ersten Lernstufe festgestellt, ist anstrengend.
Es folgt die Vermittlung einer oder besser zweier Schwimmarten. Zur Auswahl stehen Kraul- und Rückenkraulschwimmen oder Brustschwimmen. Natürlich können die Kinder auch damit anfangen wie der Delphin Flipper zu schwimmen. Doch die Regel wird das nicht sein. Wenn sie in einer Schwimmart mindestens 100m zurücklegen, davor ins Wasser gesprungen sind und am Ende das Becken auch wieder ohne Hilfe verlassen, dann sind wir davon überzeugt, dass sie die Basis des Schwimmen Können gelernt haben.
Nun gilt es weiter zu üben, Ausdauer und Kraft zu trainieren und die Strecken Schritt für Schritt zu verlängern. Dabei können die Kinder auch die Schwimmart mitten auf der Schwimmbahn verändern, sich also wie sie es auf der zweiten Stufe gelernt haben, einmal umdrehen oder vor der Wand rollen. Da sie ins Wasser ausatmen können, liegen sie gestreckt im Wasser und durch die offenen Augen sehen auch die Füße des vor ihnen schwimmenden Kindes. Sie sind – zumindest im Becken -. Sicher unterwegs und können als Nachweis das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze erwerben.
Die Grafik zeigt noch einmal die vier Lern- oder Niveaustufen der Schwimmausbildung.
Kinderbuch-Empfehlung: Schwimmen lernen
Beim Einschlafen Schwimmen lernen
Schwimmen zu lernen ist ein Prozess. Er beginnt mit der Auseinandersetzung mit den physikalischen Eigenschaften des Wassers, setzt sich fort mit dem Üben der Grundfertigkeiten und schließlich mit dem Erlernen der verschiedenen Schwimmarten. Diesen Prozess starten Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen, einige bereits als Säuglinge, andere als Kleinkinder, die meisten im Vorschulalter. Und dieser Prozess kann begleitet werden. Bei den Jüngsten durch das Anschauen von Bilderbüchern, bei den etwas Älteren durch Kurzgeschichten zum Vorlesen. Nur waren Vorlesebücher bisher nicht am Markt. Und genau diese Lücke schließt das Buch „“Die große Floßfahrt oder wie Toni von einem Otter das Schwimmen lernt“, das in diesen Tagen im Eigenverlag erschienen ist. Einer der Autoren ist der ehemalige Landestrainer des Hessischen Schwimm-Verbandes, Stefan Melms. Gemeinsam mit seiner Frau erzählt er die Geschichte vom Zwergenkind Toni, das für die Teilnahme an einer Floßfahrt unbedingt das Schwimmen lernen möchte. Bevor ihm das gelingt, türmt sich so manche Barriere vor Toni auf. Ein überfüllter Schwimmkurs beim etablierten Schwimmlehrer Frosch, nicht ausreichende und nur solitäre Fähigkeiten bei anderen wasseraffinen Lebewesen zeigen systemische Schwächen auf. Zum Happy End trifft Toni auf den Otter, der ihn den Prozess Schritt für Schritt durchlaufen lässt und ihm am Ende das Rückenschwimmen vermittelt.
Auch wenn sich der Autor dieser Rezension manchmal weniger Zeigefinger und versteckte Kritik am Schwimmlernsystem gewünscht hätte, das Buch „Die große Floßfahrt oder wie Toni von einem Otter das Schwimmen lernt“ bereichert die Hausbibliothek, erklärt Kindern die Lernschritte und gibt Eltern Hinweise darauf, einen qualifizierten Schwimmkurs auszusuchen. Damit ist das Buch mit seinen liebevollen Zeichnungen das Ideale Mitbringsel für Kindergeburtstage oder Besuche bei jungen Familien vor der ersten Schwimmstunde.
Autor der Rezension: Axel Dietrich – Vizepräsident Sportentwicklung