Am 13.Januar hatte der Hessische Schwimm-Verband via Zoom zu einer digitalen Trainerfortbildung geladen, dessen Inhalt das Herz des ein oder anderen Schwimmfans höherschlagen ließ. Kein Geringerer als James Gibson stand für Fragen der Trainergemeinschaft in einem von HSV-Landestrainerin Shila Sheth organisierten Q&A zur Verfügung.

Der Kontakt war über, sich zeitlich überschneidende, Trainingslager in der Gloria Sports Arena in Belek entstanden, in welcher James Gibson sein ISL Team Energy Standard trainiert. Zu diesem gehören hochkarätige Athleten wie Florent Manaudou, Sarah Sjöström, Chad Le Clos, Pernille Blume etc..
So kann man sich gut vorstellen, dass man von diesem Coach einiges lernen kann.
Gibson zeigte sich sehr offen in der Beantwortung der gesammelten Fragen und erzählte viel über seine Arbeit und die zugrundeliegende Philosophie. Interessant ist, dass er sich hauptsächlich als mentalbasierter und psychologischer Coach für seine Athleten sieht. Er sprach von einem fortwährenden Lernprozess, in welchem Trainer und Sportler gegenseitig voneinander lernen. Es würde aus seiner Sicht nicht funktionieren, versuche man seinen Athleten ein Konzept von oben aufzudrücken. Während der COVID-19 Pandemie hätten sich die Umstände natürlich erschwert, da er sich in London befindet, während seine Sportler in ihren jeweiligen Heimtrainingsstätten seien.
Dies bedeute für Gibson ein Coaching aus der Ferne, bei welchem eine gute Zusammenarbeit im Team mit den jeweiligen Heimtrainern notwendig sei. Dabei gebe es zwischen den verschiedenen Nationen natürlich auch gewisse Philosophieunterschiede. Auch sei es wichtig, den Athleten beizubringen, sich selbst zu coachen und den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse kennenzulernen.
Generell, zum Spektrum seines Trainings erzählte Gibson, dass er die Kurz-und Mittelstreckenschwimmer des Teams trainiere, während einer seiner Trainerkollegen die Langstreckenschwimmer trainiert.
In der Woche gehe es dabei 10x ins Wasser, wobei die Gesamtkilometerzahl für diese Zeit für seine Trainingsgruppe je nach Phase ca. 50-60km betrage. Zudem betonte Gibson die herausragende Bedeutung eines korrekten und abgestimmten Landtraining. Die Sprinter trainieren 6x in der Woche an Land (3x Krafttraining, 3x Pilates und Rumpfarbeit). Seit Einführung dieser Strategie komme es zu weniger Problemen durch Verletzungen.
Was viele Trainer sicherlich erstaunte, war die Offenheit mit welcher Gibson über eigene Fehler, zum Beispiel auch im Umgang mit Sportlern, sprach.
Er ging dabei darauf ein, was er in der Vergangenheit falsch gemacht habe und welche Schlüsse er daraus ziehen musste.
Auch sprach er in diesem Zusammenhang über Wettkampfroutinen und dass auch ein Coach seine Sportler vor ihren Rennen nervös machen könne. Wichtig sei es gewisse Strukturen aus dem Trainingsalltag beizubehalten.
Alles in allem war die Fortbildung eine gute Möglichkeit Einblicke in die Trainertätigkeit auf höchstem Niveau zu erhalten und die Teilnehmer konnten einiges für sich mitnehmen.
Ein großartiges Q&A mit einem grandiosen Gast!
Vielen Dank an James Gibson!