A. Elendt, Foto: privat

Dieser erste Leitsatz ist kennzeichnend für den Lebensweg von Anna, er gibt ihr die notwendige Freiheit für erfolgreiches Handeln. Über den großen Teich hinweg haben sich Anna Elendt (SG Frankfurt), interessierte Sportler und Trainer unter Leitung der HSV-Landestrainerin Frau Shila Sheth unterhalten. Erfahrungen und Erkenntnisse, auch über den neuen Lebensraum von Anna (Austin/Texas/USA), standen im Fokus dieser hochinteressanten Gesprächsrunde, die von Frau Sheth bestens vorbereitet und geleitet wurde. Im Fokus der Fragen, im Vorfeld von den Teilnehmern gestellt, waren das neue Umfeld in den USA mit all den neuen Herausforderungen.
Beim TV Langen in Hessen gestartet, von Eltern und Verein bestens vorbereitet, erfolgte später der Wechsel nach Darmstadt zum DSW 12. Unter Führung von Alexander Kreisel begann der Aufstieg bis in die deutsche Spitze. Die schulischen Rahmenbedingungen erwiesen sich bald als wenig förderlich für den Leistungssport. Ein Wechsel nach Frankfurt an die Carl-von-Weinberg-Schule wurde unausweichlich. An dieser Eliteschule des Sports werden die notwendigen Rahmenbedingungen für den Hochleistungssport geschaffen. Besondere schulische und sportliche Höchstleistungen werden gefördert und stehen im Einklang – Anna wurde zur ´Eliteschülerin des Jahres 2020` ausgezeichnet.
Sehr schnell zeigte sich der große Vorteil der engen Verzahnung von Schule, Trainingszentrum am LSB, OSP, medizinische Versorgung, die Nähe zum HSV, aber auch die Förderung durch die SG Frankfurt und der damit verbundene Wechsel zur SG Frankfurt. Olympische Spiele sind das große Ziel. Immer geradlinig und die Notwendigkeiten deutlich vor Augen, so ist der Weg von Anna in die Weltspitze zu beschreiben. Und was folgt nach der sportlichen Laufbahn? Mit Sport soll es zu tun haben. Anna wird für sich den richtigen Weg finden, so wie sie ihn selbstbewusst und selbstbestimmend bisher immer gefunden hat. Der elterliche Rat bleibt ein gewünschter Wegbegleiter.
Der Weg in die USA war der entscheidende Schritt, um Studium und Sport miteinander zu verbinden. Stand jetzt: „Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“. Es wird viel mehr und intensiver trainiert (9 x Wasser/3 x Kraft/Massage/Wärme- oder Kältebecken/nutzen von Normatec/an 4 Tagen Spezialübungen/Entspannungsübungen etc.). Das Miteinander im Team ist von ganz anderer Dimension („30 Mädchen ist unsere Trainingsgruppe groß“). Der Alltag ist anstrengend – Training – Uni – Mittag – Hausaufgaben – Training – zwei Stunden „offene Arbeit“ (Lernen unter Aufsicht). „Ich gehe um 21.00 ins Bett.“ Schlaf in Deutschland 5 – 6 Std., in den USA 8 – 10 Std. (Anm.: kein Wunder bei dem Tagesplan). All dieses ist nur in einem für den Hochleistungssport geprägten Umfeld möglich. Auf einem riesigen Campus herrschen kurze Wege vor: 6 Minuten Fußweg bis zur Schwimmhalle und den anderen Sportstätten, die für Anna von Relevanz sind.
Fragen zum Training und Wettkampf:
Deine Lieblingsserie?
• 4 x 50 mit wechselnden Geschwindigkeiten/ mit und ohne Start
Deine Lieblingsübung?
• 1 Ar – 2 Be
• Übungen für das Rhythmusgefühl
• Züge zählen um dadurch Tempo zu variieren
Wo war Dein erster Wettkampf?
• Das Darmstädter Echo-Schwimmen
Hast Du bei Wettkämpfen ein bestimmtes Ritual?
• 1 ½ bis 2 Std. in der Halle aufwärmen
• Musik hören – immer die gleichen Lieder
• 1 Std. vorher 20 – 30´ Einschwimmen
• Das Rennen im Kopf durchgehen
• Ich höre mir den Start an
• Selbst gut zureden- Wettkampf ist eigentlich eine besondere Form von Training
Hast Du ein festes Einschwimmprogramm?
• 300 – 600 m Hin und Her
• dann BrBe – Knie aufwärmen
• Brust-Technikübungen
• Ein paar kurze Sprints
• 2 x 25 mit 5 Zügen
Wie ist die erste WM für Dich verlaufen – Du warst im Endlauf?
• Im Vorlauf Bestzeit
• „Anna, Du hast nichts zu verlieren, so habe ich mich bis zum Endlauf gesteigert“
Motivation
Besonderheiten, durch die sich die Entwicklung der sportlichen Leistung und die der Bildung auszeichnen und erklären lassen.
• Keine Lust auf Training -> immer an die Ziele denken
• Intensive Serien -> mach einfach
• Verhalten nach Niederlagen -> ich gebe mir 10 – 20 Minuten traurig zu sein, dann weitermachen
• Schule vernachlässigt -> musste schon mal sein
• Stärken -> kühlen Kopf behalten
• Bedeutung von Gegnern -> sie motivieren
• Schwere Situationen -> sie treffen alle Menschen, habe Freude an dem was du tust, habe Freude am Schwimmen
Würdest Du den Weg wieder gehen?
Ja! So viele Erfahrungen gemacht. Die vielen Wettkämpfe und Reisen, die vielen Trainingslager, die vielen Maßnahmen mit dem HSV!
Unterschied Deutschland – USA
• Wir haben in Austin eine andere Teamkultur
• Viel größere Gruppen (Mädchengruppe n = 30; Jungengruppe n = 50)
• Meetings mit dem Coach
• Wie gehen die Trainer mit schlechten Tagen um?
->Die Trainer haben sich auf das Gute konzentriert!!
• Infrastruktur -> mehrere unterschiedliche Schwimmbecken, verschiedene Krafträume, kurze Wege zur Trainingsstätten und Uni.
Möchte man Anna mit einem zweiten wegweisenden Satz charakterisieren, so lautet dieser:
„Eine Niederlage ist keine Schwäche, man lernt daraus“

Von: Dr. Werner Freitag – HSV Ehrenpräsident